Fortbildungen
Der Fachverband Medizingeschichte e.V. veranstaltet seit 1997 Fortbildungsveranstaltungen zu bedeutenden Themen aus den Bereichen Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin.
Um die erfolgreiche Fortbildungsarbeit des Fachverbandes fortzusetzen, schlagen wir für die Zukunft einen inhaltlich definierten Fortbildungszyklus vor. Mit diesem soll der Nachwuchs die Möglichkeit erhalten, sich innerhalb von sechs bis acht Jahren umfassend in zentralen Gebieten der Medizingeschichte weiterzubilden. Grundgedanke ist somit die Aufstellung eines periodischen Fortbildungsprogramms, das die postgraduale Qualifikation in Medizingeschichte strukturiert und formalisiert.
Das Fortbildungsprogramm sollte jene Themenbereiche in den Mittelpunkt stellen, die in die Kernkompetenz des Fachs Medizingeschichte fallen („Was gehört dazu, um Medizingeschichte in Deutschland zu vertreten?“) und in ihrer Grundsätzlichkeit nicht von anderen Fortbildungsangeboten abgedeckt werden (z.B. FoBi in Stuttgart, Driburger Kreis).
Davon ausgehend plädieren wir dafür, im Fortbildungsprogramm die Medizingeschichte von Epochen mit zentralen Themen der Medizingeschichte zu kombinieren. Die epochen-orientierten Fortbildungen lassen sich inhaltlich benennen, die thematischen Fortbildungen haben einen historiographisch-methodischen Fokus:
Epochen-orientierte Fortbildungen
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Medizin in der Antike
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Medizin im Mittelalter/Medizin in der Frühen Neuzeit
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Transformationen der Medizin ca. 1780-1918
(Aufklärungsmedizin, Naturphilosophie; Aufstieg der naturwiss. Medizin, Ausweitung des Fächerspektrums, Krankenversicherung)
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Zeitgeschichte der Medizin, Medizin im 20. Jahrhundert
(Medizin und Nationalsozialismus, Medizin nach 1945, BRD/DDR)
Themen-orientierte Fortbildungen
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„Erfolgsgeschichten“ der Medizin
(„laboratory revolution“, klinische Forschung, „therapeutische Revolution“, Arzneimittelgeschichte, Seuchengeschichte)
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Institutionen und Orte medizinischen Handelns
(Labor, Anstalt, Krankenhaus/Klinik, Museum)
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Medizin in einer globalen Welt
(Global/International Health, nicht-westliche Medizin, Postcolonial Studies)
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Wo steht die Medizingeschichte?
(reflexiver, offener slot: Medizinhistoriographie im internationalen Kontext, (Neu)Verortungen etc.)
Begründung und Erläuterung
Die Arbeitsgruppe versteht diese acht Themenbereiche als integrative und reflexive Module, die mit einer hidden agenda versehen sind. D.h., wir plädieren dafür, bei den explizit genannten Fortbildungsthemen stets auch
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rezente Forschungsfragen im Themenfeld zu berücksichtigen,
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geeignete Quellen und Arbeitsweisen zu vermitteln,
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verschiedene methodische Zugänge und Kategorien zu thematisieren,
(z.B. Patientengeschichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte, Gender Studies etc.)
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ethische Problemstellungen und theoretische Perspektivierungen einzuschließen,
(z.B. Forschungsethik bei Medizin und Nationalsozialismus, materiale Kulturen bei Institutionen und Orte medizinischen Handelns etc.)
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das Anregungspotenzial zu verdeutlichen, das die Medizingeschichte reziprok mit Literatur- und Kulturwissenschaften, Philosophie, Soziologie etc. entfalten kann sowie
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auf den Praxisbezug (Lehre) zu achten.
Die Berücksichtigung dieser Punkte soll im jeweiligen Themenbereich ein hohes Maß an Diversifizierung und Problematisierung ermöglichen. Die Fortbildungsmodule bauen nicht aufeinander auf und können somit im Ablauf flexibel gesetzt werden. Um Wiederholungen zu vermeiden, sollte freilich jedes Modul im definierten Zeitraum nur einmal angeboten werden. Die erfolgreiche Teilnahme am Fortbildungszyklus wird mit einem Nachweis bzw. Zertifikat verbunden.
Zielsetzungen
Das Fortbildungsprogramm soll
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dem Nachwuchs des Fachs ein strukturiertes Qualifizierungsangebot machen, das ihn an die zentralen Themen der Medizingeschichte heranführt,
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die Adressaten befähigen, jenseits der eigenen Forschungsschwerpunkte medizinhistorisch kompetent aufzutreten,
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der Sicherung professioneller Standards der Medizingeschichte dienen sowie zur Profilbildung des Fachverbandes beitragen.
Zielgruppe
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Habilitanden (klassische Zielgruppe),
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alle promovierten und noch nicht promovierten MitarbeiterInnen, die in der medizinhistorischen Lehre und Forschung tätig sind,
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NachwuchswissenschaftlerInnen anderer Disziplinen (Allgemeingeschichte, Kulturwissenschaften, Ethnologie), die sich kompetent und aus erster Hand in Medizingeschichte fortbilden möchten (erfolgreich in Würzburg 2011).